Stimmen
zum Film
«Psychische Erkrankungen sind nicht selten, aber für
viele Menschen seltsam. Sie gehen auf Distanz. Der Film von Hagen
lässt uns teilhaben an Einblicken in eine Welt, die eigentlich
"normal" ist, menschlich, alltäglich und doch anspruchsvoll.
Sie wird nur selten sichtbar. Umso wichtiger ist es, dass wir
uns mit ihr auseinandersetzen; Solidarität mit den Betroffenen
und ihren Angehörigen ist nötig.»
Stadträtin Monika Stocker,
Vorsteherin des Sozialdepartements der Stadt Zürich
«Ein absolut sehenswerter Film! Abgründig und anrührend.
Er führt an Grundthemen des Menschseins, die auch Meditierenden
bekannt sein dürften. Diesem Film ist ein Publikum zu wünschen,
das offen ist für den Blick über die Grenzen blossen
Verstehens hinaus.»
Peter Hofmann, Evang.-reformierter
Pfarrer und Seelsorger in Fällanden, Mitglied der regionalen
Psychiatrie-Kommission Burghölzli, Zürich
«Ein sehr berührender, behutsamer Film über Menschen
mit Psychose-Erfahrungen. Dabei wird uns nichts durch Fachleute
erklärt, sondern es kommen ausschliesslich Betroffene selber
zu Wort. Von ihnen selber erfahren wir, wie es ist wenn man den
Verstand verliert, wenn der Geist rast, wenn die Seele verloren
geht. Und wir erfahren von ihnen, was das für sie bedeutet
und was sie unternommen haben, um die Krise zu überwinden
und wieder die Kontrolle zu gewinnen. Edgar Hagen schafft es,
dass aus Kranken, die uns normalerweise unheimlich und fremd sind,
liebenswürdige Menschen mit aussergewöhnlichen Lebenserfahrungen
werden. Die Berührungsängste verflüchtigen sich.»
Dr. Christian Bernath, Psychiater, Vorstand Zürcher
Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Co-Präsident
Schweizerische Ärztegesellschaft für Delegierte Psychotherapie,
Delegierter Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie
«Die fortschrittliche Psychiatrie betrachtet psychische
Störungen nicht mehr in Verrücktheitsklassen, sondern
innerhalb psychischer Grunddimensionen des Existierens, welche
sich fliessend und mitunter extrem ausgestalten können. Insbesondere
auch die Psychosen, die schweren existenziellen Einbrüche
in abgründige Wirklichkeits-, Selbst- und Zeitauflösung,
bewegen sich so gesehen stets innerhalb des menschlichen Erlebens-
und Verhaltensspektrums. Sie bleiben damit aber aus sich heraus
versteh- und beeinflussbar und können mit spirituellen Funken
die Seele ungeahnt erhellen.
Der Film von Edgar Hagen führt näher und authentischer
als alle bisherigen mir bekannten filmischen Dokumentationen an
das Wesen der Psychose und an ein solches vertieftes humanes Verständis
von psychotisch geprägten Existenzwegen heran. Der Regisseur
ist mit Langmut mit im Psychose-Erfahren, nimmt den Zuschauer
empathisch in die rettenden Lebenswelten mit und lässt Teil
haben am intensivierten Ich-Erleben und an der inneren Achtsamkeit
der Betroffenen. Psychopathologische Phänomene wie z.B. rasendes,
zerfahrendes Denken, explosive Verstimmungsattacken oder distanzloses
schrilles Gebahren werden in ihrem Kontext vermittelt und menschlich
nacherlebbar. Die vielfältigen Episoden und Sequenzen, aber
auch der Ductus aus Reisen und Verweilen im Mobilehome, welcher
den gesamten Film durchzieht, fügen sich im Zuschauer zu
Erkenntnissen über die universelle Bewandtnis der Psychose
zum Menschsein und den natürlichen Formen daraus sich ergebender
Lebensbewältigung.
Der Film enthält sich wohltuend jeglicher Psychiatriekritik,
Ideologie oder Plakativität. Umsomehr versteht er es, über
seinen Reichtum an Bildern, Szenen und Gesprächen wichtige
Nuancen, Differenzierungen und Einfühlung zu setzen und Vorurteile
durch lebendig-menschliche Einsichten abzubauen. Auch die wertvollen
Ideen und Modelle einer humanistischen, sozialen Psychiatrie werden
nicht propagiert, sondern unmittelbar über die Protagonisten
erfahrbar und nachvollzogen. Psychose-Erfahrung als Expertenstatus,nahmitmenschliche
therapeutische Gemeinschaften und buddhistisch stimulierte Selbstheilungskräfte,
worauf sich das ins Zentrum gerückte Windhorse-Projekt stützt,
erhalten in faszinierenden, berührenden und erheiternden
dialogischen Sequenzen mit dessen todkrankem Begründer, Ed
Podvoll, eine gebührende Nachachtung - allein schon dies
ist ein bewegendes und lehrreiches Dokument. Zudem lässt
der Film unaufdringlich die fliessenden Grenzen zwischen Krankheit
und Gesundheit, Psychose und Denk- resp. Existenzweisen etc. aller
gezeigten Personen deutlich werden, seien sie nun Psychologen,
Therapeuten, Patienten, Angehörige oder irgendwer. Der Film
ist aus fachlich-psychiatrischer Sicht ein wesentlicher Beitrag
auch zur Entstigmatisierung von psychisch Kranken und unbedingt
auch für ein breites, nicht vorbefasstes Publikum sehenswert.»
Dr. med. Andreas Andreae, Ärztlicher
Direktor, ipw <> Integrierte Psychiatrie Winterthur
«Someone Beside You – ein Film, der dem Zuschauer
direkt die Türe ins Herz von Psychosen öffnet. Er lässt
vor allem aus der Sicht von Betroffenen und ihnen nahe stehenden
Menschen miterleben, was es heissen kann, von einer schweren psychischen
Krankheit betroffen zu sein. Er zeigt sehr eindrücklich,
wie individuell verschieden das Erleben und die Verarbeitung psychischer
Störungen ablaufen und wie bedeutsam es ist, in Behandlung
und Betreuung auf diese individuelle Vielfalt Rücksicht zu
nehmen und das soziale Umfeld auf achtsame Weise einzubeziehen.»
Vereinigung der Angehörigen von Schizophrenie-
und Psychisch-Kranken, VASK Zürich
«In the film “Someone Beside You,” Edgar Hagen’s
poetic depiction of the human experience of psychosis captures
the raw, brutal and often torturous quality of the disorder. In
balance, he also shows the brilliance and reality of the possibility
of recovery, stunningly embodied by “Karen,” the first
Windhorse project client. A thread that weaves throughout the
movie is that we are all fundamentally sane, and that mental disorders
exist in a secondary position to the sanity. In very poignant
footage taken just months before his death, Dr. Edward Podvoll
embodies the gentle confidence in people’s intrinsic sanity,
and that through skilled and basic human respect and relationship,
people can achieve genuine recovery. It is clear that Edgar Hagen
has a deep and accurate feeling for the widely misunderstood subject
of the movie. Given the unnecessary suffering created by that
misunderstanding, this is a profoundly important movie.»
Chuck Knapp, Co-Director Windhorse Community
Services, Boulder Colorado, USA
«My name is Jeffrey Fortuna and I am co-founder of the Windhorse
Project, which is featured in Edgar Hagen’s superb new film.
I have known and worked with many of the persons portrayed here,
for many years, and I feel that Edgar has portrayed all of them
in very deep and realistic way. The essence of each person clearly
comes to us through the relationship lens Mr. Hagen shares with
each person. It is Mr. Hagen’s intimate relationship with
each person in the context of his deeply probing artistic vision
that gives this film its power. This is the power to show the
true face of mental illness; to equally show the lonely ravages
and the courage to recover. Here is a film that invites us to
look directly at this true face of mental illness, and not turn
away. Who could turn away from such compelling persons portrayed
in such a deeply felt way? Mr. Hagen bears faithful witness to
such persons and yet is totally immersed in relationship with
them, hence he is not neutral but a fully participating witness.
He generously shares with us what he has seen and lived through
in the making of this film which is nothing less than the pathos
and promise of mental illness fully lived. I wish to express my
gratitude to Mr. Hagen for devoting himself to such an arduous
task, and to acknowledge the penetrating beauty and poignancy
that his remarkable film offers to us.»
Jeffrey Fortuna, Co-Founder of the
Windhorse-Project, Co-Director Windhorse Community Services, Boulder
Colorado, USA
«…Edgar kam nach Boulder und wir schauten uns den
fertigen Film zusammen an. Ich war sehr bewegt und beeindruckt
von dem Mass an Vollkommenheit und der Kunstfertigkeit dieses
Films. Seine Botschaft ist tief und von scharfsinniger Feinheit.
Alles spricht für sich selbst. Für mich persönlich
war dieses Film-Experiment und das Sprechen sowie Reflektieren
über meine bis anhin intimen Geheimnisse und Erfahrungen
heilsam.»
Karen über ihr Verhältnis
zu diesem Film
«Ich fordere endlich Anerkennung und Respekt für schizophrenieerfahrene
Menschen. Dies kann man meiner Meinung nach nur erreichen, indem
die Betroffenen ein Comingout machen, so wie es die Lesben und
Schwulen getan haben. Dies war meine Motivation im Film mitzumachen.
So wie man mich in „Someone Beside You“ sieht, ist
eine Momentaufnahme meines damaligen Gesundheitszustands und Befindens.
Ich bin mit meinem Auftritt zufrieden. Ich habe dadurch einen
Schritt nach vorne gemacht.»
Kaspar A. Vogel
«„Wir werden nicht wahnsinnig; wir kommen wahnsinnig
zur Welt“. Diese Grundüberzeugung von Eugen Bleuler,
dem Begründer der Schizophrenielehre am Zürcher Burghölzli
vor 100 Jahren, prägte die Eugenik-Bewegung und prägt
die Grundhaltungen der Psychiatrie gegenüber den sogenannten
schizophrenen Psychosen weltweit bis auf den heutigen Tag. Gottgläubig
wurde und wird dies hingenommen und kaum in Frage gestellt. Kafka’s
„Schloss“ in heutiger Zeit.
Edgar Hagen brachte mir während über vier Jahren das
Vertrauen entgegen zu zeigen, was mir als Psychiater seit vielen
Jahren verwehrt wird: dass man mit sogenannt schizophrenen Menschen
sprechen kann, und dass echter Kontakt erst nach Konfrontation
zustande kommt, die Grundwahrheit in der Gestalttherapie. Wir
müssen erst die Auseinandersetzung mit Menschen suchen, bevor
wir sie zu behandeln beginnen.»
Jakob Litschig, Arzt und Psychiater
a.D., Psychotherapeut, Zürich
«Dies
ist ein dichter und persönlicher Film. Mehrere Schicksale
von Menschen mit psychotischen Störungen werden von ihnen
selbst und zum Teil von Angehörigen geschildert. Dabei kommen
Bild und Ton den Interviewten oft sehr nahe. Heikle Themen wie
Suizidalität, Verbitterung oder Angst vor Identitätsverlust
sind zeitweise beunruhigend präsent. Einen Ausgleich zum
eher ernsten Gesamttenor des Filmes schaffen die Akteure, in deren
Berichten und Zwiegesprächen mitunter ein subtiler Humor
deutlich wird.
Der Film lässt sich nicht in das übliche und einfache
Pro- oder Anti-Psychiatrie-Sche-ma pressen. In erster Linie ist
er der Versuch, das Thema Psychose trotz der unvermeidlichen Verfremdung
durch das künstlerische Medium personenzentriert und authentisch
zu entwickeln. In zweiter Linie lässt er aber auch eine bestimmte
Interpretation des Phänomens Psychose durchscheinen, Psychose
nämlich als radikales Anders-Sein, quasi als alternativen
Lebensentwurf, dem mit den Mitteln des medizinischen Krankheitsmodells
alleine - und dabei vor allem durch eine schwerpunktmässige
Behandlung mit Psychopharmaka - nicht angemessen zu begegnen sei.
Nun ist eine solche Perspektive nicht neu, vielmehr begleitet
und kritisiert sie die klassische psychiatrische Krankheitslehre
schon lange. Und tatsächlich hat das medizinische Modell
seine Grenzen - das alternative aber auch.
Der Film nimmt sich die Freiheit, diese psychiatrische Grundsatzdiskussion
nicht zu führen. Und selbstverständlich darf er das.
Er nimmt in dieser bewussten Verkürzung das Risiko in Kauf,
auf eine blosse Kritik an der vermeintlichen „Medikalisierung“
der Psychiatrie reduziert zu werden. Ich sehe in diesem Aspekt
aber nur ein Randthema des Films - seine Stärke liegt an
ganz anderer Stelle, nämlich in der streckenweise geradezu
intimen Nähe zu seinem Sujet. Wer ein genuines Interesse
an Psychiatrie hat, wird sich mit diesem im besten Sinne eigenwilligen
Film gerne auseinandersetzen.»
Paul Hoff, Professor für Klinische und Experimentelle
Psychopathologie, Chefarzt und stellvertretender Klinikdirektor
Psychiatrische Universitätsklinik Burghölzli, Zürich
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